Lebensmittel produzieren, Artenvielfalt fördern und Klima schützen: das geht zusammen!

Foto Baum- und Blühstreifen auf unserem Acker Brandwiese (2021 angelegt)
Baum- und Blühstreifen auf unserem Acker Brandwiese (2021 angelegt)

Die Blühflächen, die unsere zwei 2021 angelegten Agroforst-Streifen auf dem Acker Brandwiese säumen, sehen aus wie aus dem Bilderbuch...

Wie viel Fläche unseres wertvollen Ackerlandes wir hierfür "aufgeben", warum wir das trotzdem (oder erst recht) tun und weshalb wir uns hier ausnahmsweise mal über den Anblick von kahlen Stellen freuen, erklären wir in diesem Post.


Unser Agroforst-System auf der Brandwiese besteht zur Zeit aus zwei langen doppelten Baumreihen, die mitten durch den Acker von Nord nach Süd verlaufen (Abstand zwischen den Bäumen jeder Doppelreihe: 2m; Abstand zwischen den zwei Doppelreihen: 81m). Rechts und links zur Ackerfläche hin sind die Doppelreihen jeweils von zwei 3m breiten Blühflächen gesäumt (also: 3m Blühfläche, 2m doppelte Baumreihe, 3m Blühfläche und das ganze mal zwei). Insgesamt "verlieren" wir dadurch rund 5% der Ackerfläche auf der Brandwiese und haben natürlich auf diesen 5% auch keinen Ertrag, da wir hier nichts mehr anbauen können.

Dafür gewinnen wir mitten auf einem sehr großen Acker ein Mehr an Biodiversität über und unter der Erde, das zwar kurzfristig hohen Aufwand und Kosten bringt, aber auf lange Sicht und für den ganzen Acker betrachtet einfach richtig ist: Die Bäume bewirken einen Kühleffekt, schützen vor Winderosion, halten die Feuchtigkeit im Boden und binden Kohlendioxid aus der Luft. Vielleicht stimmt sogar die These, dass sie das Pilzwachstum im Boden fördern - eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Kulturpflanzen auf dem Acker die Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen und damit zu gesunden, hochwertigen Lebensmitteln werden können. Außerdem WOLLEN wir hier Insekten haben, Nützlinge und die, die scheinbar einfach "nur so da" sind, Vögel in großer Vielfalt, kleine und größere Säugetiere und alles, was sonst noch so kreucht und fleucht. Wir finden, auch ein "konventioneller" Acker kann ein wertvolles Ökosystem sein, wenn man ihn richtig strukturiert und der Natur Raum lässt. Und das beste: Wir können auf diesem Acker weiter Lebensmittel produzieren (was mit einer "traditionellen" Blühfläche nicht ginge). Mit unseren Agroforst-Systemen können wir also beides vereinen: eine ertragreiche Landwirtschaft, die viele Menschen ernährt und die Förderung der Artenvielfalt, ohne die es weder auf dem Acker, noch im heimischen Garten auf Dauer Leben gäbe.

Foto von Blüten und offenem Boden
Blüten und offener Boden - genauso soll die Blühfläche aussehen

Toll zu sehen, wie offen der Boden zwischen und neben den Bäumen ist, sodass Wildbienen, die im warmen Sand ihre Bruthöhlen graben oder auch Feldvögel und andere Bodenbrüter (Lerche, Rebhuhn & Co.), die hier ihre Nester bauen, ein ideales Umfeld finden: Die verschiedenen Blüten sind Nahrung für spezialisierte Insekten, die Insekten und die Samen der Pflanzen ernähren die Vögel und gleichzeitig bieten die Bäume und Pflanzen genug Deckung und Lebensraum für alle. Die Blühmischung hatten wir im September 2021 ausgesät, nachdem wir den Boden den ganzen Sommer immer wieder bewusst "gestört" haben, um ihn etwas abzumagern und gute Bedingungen für die mehrjährigen Wildkräuter zu schaffen. Gräser, die wir hier nicht haben wollen, da sie den Boden zu schnell "dicht" machen, hatten dadurch kaum eine Chance, denn sie brauchen, anders als die Kräuter, einen nährstoffreichen Boden. Jetzt blühen hier zwischen den Bäumen und dem Acker wie erhofft zunächst die einjährigen Kulturpflanzen (Klatschmohn, Inkarnatklee, Kornblume und andere) und später setzen sich dann die Wildkräuter und -pflanzen durch (Rainfarn, Steinklee, Wilde Möhre, Wegwarte und noch viele mehr). Rechts und links der Blühflächen haben wir die Ackerfläche ganz normal weiterbearbeitet (letztes Jahr wuchsen hier unsere leckeren Kartoffeln, dieses Jahr sind Dinkel und Gerste dran). Alles zusammen, Bäume, Blühflächen, Acker und die Maßnahmen aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt (mehrjährige Blühstreifen und blühende Vorgewende am Ackerrand), ergibt eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft - und je mehr Vielfalt in der Struktur, desto besser für die Biodiversität.