Du bist, was Du isst - das gilt auch fürs Huhn!

Bild unserer Futterküche
Unsere Futterküche

Damit unsere Hennen fleißig Eier legen können, brauchen sie die bestmögliche Fürsorge. Für uns heißt das: immer wieder weiterdenken, beobachten und investieren - so wie in unsere Futterküche, die jetzt in den Vollbetrieb geht. Warum wir unser Futter ab jetzt lieber aus Einzelkomponenten zusammenstellen, anstatt wie bisher fertiges und eigentlich bewährtes Hochleistungsfutter zu kaufen, darüber informieren wir in diesem Beitrag.


Im Herbst 2020 hatten wir mit dem Umbau unserer alten Siloscheune angefangen (einen Eindruck vermittelt das Bild unten). Zur Ernte 2021 konnten wir dann die Silos mit unserem selbst produzierten Getreide befüllen, und jetzt geht unsere schöne Futterküche endlich in den Vollbetrieb! Auf dem ersten Bild zu sehen: Das Silo für das fertig gemischte Hühnerfutter, dahinter, über Röhren mit dem Silo verbunden, die Kleinsilos für die Zusatzkomponenten. Nebenan hinter der rechten Wand stehen die Silos mit dem Getreide: unser erster eigener Körnermais sowie Gerste und Weizen.

Bild: So sah die Futterküche zu Beginn des Umbaus im Herbst 2020 aus
So sah die Futterküche zu Beginn des Umbaus im Herbst 2020 aus

Wie kompliziert es ist, dieses selbst geerntete Getreide lagerfähig zu machen, haben wir u. a. hier: Beitrag 1 und hier: Beitrag 2 beschrieben. Warum also dieser Aufwand? Wir könnten doch auch fertige Mischungen kaufen, wie wir das bisher getan haben... Fertigmischungen sind bis ins kleinste Detail durchnormiert, erprobt und haben sich im Einsatz auf vielen Hühnerbetrieben bewährt. Stimmt etwas mit der Qualität nicht, sehen wir das bei uns sofort an der Legeleistung der Hennen oder am Wachstum der Hartmanns Hähnchen. Dann können wir uns an den Hersteller wenden, der sich dann um Besserung bemühen muss und das in der Regel auch tut (ist ja sein Geschäft). Warum also nicht einfach weiter zukaufen?


Nun, indem wir das Getreide für unsere Hühner selbst anbauen, können wir auch die Anbaubedingungen steuern: Unseren Maisacker haben wir mit einer humusfördernden, insektenfreundlichen Untersaat aufgewertet; Gerste und Weizen werden mit auf das Nötigste reduziertem Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz produziert (zusätzlich testen wir auch hier viele Biodiversitäts- und Bodenaufbaumaßnahmen); und Glyphosat kommt auf keiner unserer Flächen mehr zum Einsatz. Bei unserem eigenen Getreide haben wir alle Schritte von der Einsaat bis zur Lagerung unter unserer Kontrolle; die Qualität unseres Futters liegt damit ausschließlich in unserer Hand - wie auch die Verantwortung für die Bedingungen, unter denen es produziert wurde. Unser Anspruch, hochwertige Lebensmittel zu produzieren und dabei zugleich unsere Böden zu aufzuwerten, Klimaschutz zu betreiben und die Biodiversität über und unter der Erde zu fördern, gilt eben auch für die Produktion unseres Hühnerfutters.

Bild der verschieden großen Futterpartikel
Fertig gemahlenes Futter: man erkennt gut die unterschiedlichen Partikelgrößen

Unser Getreide können wir nicht einfach als Korn an die Hühner verfüttern. Es muss gemahlen und mit den Zusatzkomponenten so vermischt werden, dass alle Bestandteile gleichmäßig und gut von den Hühnern aufgenommen werden. Ist das Futter zu fein gemahlen, fehlt unseren Hühnern die Struktur, die sie so mögen. Ist das Futter zu körnig oder grob, fangen die Hühner an zu sortieren und nehmen so nicht alle Nährstoffe auf, die sie für einen gesunden Stoffwechsel brauchen (Mineralstoffe schmecken halt weniger lecker als ein fettes Weizenkorn).


Der Mahlgrad muss also genau passen, damit die Tiere einerseits beschäftigt sind und andererseits das Futter auch gut verwerten können. Auf dem Foto sieht man unsere aktuelle Getreidemischung: sie besteht aus einem kleinen Anteil von Partikeln, die größer sind als 3mm, zu je knapp 30% haben wir 1-2mm und 2-3mm und dann noch etwa 30% Feinanteil (den wir aber noch ein Stück weiter reduzieren wollen).

Bild: LKW eines Lohnunternehmers, der für uns die Komponenten mahlt
Ein Lohnunternehmer übernimmt das Mahlen bei uns auf dem Hof

Um den Mahlgrad gezielt einstellen zu können, braucht es spezielle Maschinen. Die sind in der Anschaffung aber sehr teuer (da müssen wir noch ein Weilchen sparen...). Darum lassen wir das Mahlen von einem Lohnunternehmer erledigen, der dazu regelmäßig auf unseren Hof kommt. Für unsere Legehennen und für die Hartmanns Hähnchen stellen wir aus dem Getreide und den Zusatzkomponenten dann jeweils eigene Mischungen zusammen, die auf den unterschiedlichen Bedarf der Tiere abgestimmt sind (die Legehennen brauchen z. B. etwas mehr Kalk als die Hähnchen, die mehr Proteine benötigen).


Bild: Bedienpanel unserer Futtermischanlage
Bedienpanel unserer Futtermischanlage

Die einzelnen Komponenten führen wir über unsere eigene Anlage dem Mischer zu und füllen damit das Silo in der Futterküche. Wir bereiten immer nur so viel Futter vor, wie wir in einem überschaubaren Zeitrahmen auch verfüttern können. Dabei beobachten wir unsere Tiere genau - passt irgendwas nicht, steuern wir bei der Zusammensetzung des Futters nach. Und das ist noch ein großer Vorteil der Eigenproduktion: anders als bei zugekauftem Futter können wir jede Komponente einzeln nachjustieren und beobachten, wie sich Veränderungen hier auswirken.


Und was genau ist denn nun drin im Hühnerfutter? Hühner brauchen Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Mineralstoffe und Vitamine in aus­ge­wo­genen Mengen, genau wie wir Menschen. Die Kohlenhydrate kommen überwiegend aus dem Getreide, das knapp zwei Drittel des gesamten Futters ausmacht. Weizen und Mais liefern viel Energie; zusätzlich gibt es bei uns Gerste, ein oft unterschätztes Getreide: Es hat einen hohen Spelzenanteil und ist damit reich an Ballaststoffen (Rohfaser), die der Verdau­ung gut tun. Dem gleichen Zweck dienen die Kräuter, Kräuterextrakte, Milchsäurebakterien und die Futterkohle (Pflanzenkohle), die wir dem Futter zusetzen. Ein gesunder Darm ist die beste Voraussetzung für ein gesundes Huhn.

Foto der einzelnen Futterkomponenten im Hühnerfutter
Der Mix macht's auch beim Hühnerfutter

Neben den Kohlenhydraten dienen auch Fet­te als leicht verdauliche Energielieferanten. Wir geben etwa 1,5-2% Sonnenblumenöl zu unserer Futtermischung. Öl können wir (noch) nicht selbst pro­du­zie­ren, genau wie den Mu­schel­kalk, den wir – je nach Alter der Tie­re – in Mengen von 0,5-2% beimischen. Mu­schelkalk ist ein natürlicher Kalk­lieferant, der auch wert­volle Mineralien und Spu­ren­ele­men­te ent­hält. Das Calcium brauchen die Lege­hen­nen vor allem für die Eierschale: Fehlt Kalk im Futter, lei­den darunter die Kno­chen.


In den Knochen ist viel Cal­cium eingelagert, das bei einem Mangel der Knochen­subs­tanz ent­zo­gen wird. Auch die Hart­manns Hähn­chen be­kommen Kalk. Sie brauchen ihn vor allem für ein gesundes Kno­chen­wachstum. Der sogenannte »Ergänzer« versorgt die Tiere mit weiteren Mineralstoffen (Spu­ren- und Mengenelemente) sowie Vitaminen für einen gesunden Stoffwechsel.

Foto unserer Lupinen
Weiße Lupine als Soja-Ersatz - geht das?

Und was ist mit dem Eiweiß? Da stellt sich für uns die Frage: Soja oder nicht Soja??

Eiweiß kommt in tie­rischen Futterquellen vor (Insekten z. B., die unsere Hüh­ner im Hühnerwald aufpicken – die sind aber nur mal was für den kleinen Snack zwi­schen­durch) und auch in Pflanzen. Bisher ver­füt­tern wir Extraktionsschrot aus Soja­ (zer­ti­fi­ziert GVO-frei), Sonnenblumen und Erbsen als Eiweißkomponente. Die Sojabohne hat das am besten verdauliche Eiweiß mit einem ideal passenden Aminosäuremuster. Darum findet man Soja in so gut wie jedem Hühnerfutter.


Soja kommt meist aus Ländern, in denen die An­baubedingungen nur schwer kontrollierbar sind. Wir versuchen darum, einen Teil des Sojas durch Eiweiß aus selbst angebauter Lupine zu ersetzen. Mit der Lu­pine erwei­tern wir – wie schon mit dem Mais – unsere Frucht­folge. Vielfalt in der Frucht­folge ist gut für den Boden. Außerdem ist die Lupine eine Leguminose: Mithilfe von Knöllchen­bak­te­rien sammelt sie Stickstoff aus der Luft, der  im Boden gebunden wird; sie macht zudem Phosphor pflanzenverfügbar, wurzelt tief und lockert damit den Boden. Nicht zuletzt ist sie eine Blütenpflanze, über die sich viele Insekten freuen. Vollständig werden wir zwar wegen der wirklich sehr guten Eigenschaften wohl nicht auf Soja verzichten können, aber wir werden sehen, was mit der Lupine so geht. Es bleibt also spannend!