Vom Lauf der Dinge oder: Wie kommt das Huhn in den Topf?

Foto unserer Althennen im Hühnerwald: am Mittwoch werden 300 Tiere geschlachtet

Heute mal ein Post über eine Sache, die man gern verdrängt, die aber zum "Tiere Essen" dazugehört: Das Schlachten. Am Mittwoch schicken wir 300 Legehennen zum Schlachthof. Warum wir die Tiere schlachten wollen und welchen Weg sie vom Stall im Hühnerwald nehmen, bis sie am Ende in Ihren Suppentöpfen landen, erklären wir Ihnen in unserem heutigen Post.

Für uns als "normale Bauern" ist das Schlachten von Tieren, um sie später zu essen, der Lauf der Dinge, auch wenn 300 Tiere zu schlachten vielleicht erstmal nach blutigem (sinnlosem?) Gemetzel klingt. Wir lassen diese Hennen schlachten, nachdem sie bei uns ein gutes Jahr lang Eier gelegt haben. Die Hennen sind dann knapp anderthalb Jahre alt. Ihr Fleisch ist in diesem Alter aromatisch und zart und ideal, um eine wunderbare, kräftige Brühe daraus zu kochen - wer wie so viele gerade an einer Erkältung herumlaboriert, wird wissen, wie gut so eine Brühe tut!


Die Hennen jetzt nicht zu schlachten, wäre für uns keine Option. Das Fleisch der Tiere wird mit zunehmendem Alter nicht besser, außerdem lassen die Stabilität der Eierschalen und die Legeleistung etwas nach (woran übrigens auch die Mauser nicht viel ändern kann). Und obendrein wird die Schlachtung umso teurer für uns, je weniger Tiere wir schlachten lassen, darum müssen es eben 300 Tiere sein.

Vor einigen Jahren haben wir uns dafür entschieden, unsere Tiere auf dem Bauckhof in Klein Süstedt (einem Bio-Schlachtbetrieb) schlachten zu lassen. Zum einen, weil wir die Tiere dann nicht so weit transportieren müssen, zum anderen, weil die Qualität einfach stimmt: die technische Ausstattung ist auf dem neuesten Stand, die Mitarbeiter geschult, der Umgang mit den Tieren ist vorbildlich, die küchenfertigen Tiere sind sorgfältig ausgenommen und hygienisch einwandfrei verpackt, es gibt keine Verletzungen, aus denen man schließen könnte, dass die Tiere beim Schlachtvorgang zu hart angefasst werden. Außerdem haben wir dort freundliche und kompetente Ansprechpartner, die sich an getroffene Vereinbarungen halten - und das ist sehr viel wert!

Bevor die Tiere aber geschlachtet werden können, passieren noch eine ganze Menge Dinge: Wir müssen Analyseergebnisse der aktuellsten Salmonellenproben und weitere Dokumente vorlegen. Die Tiere müssen ausnüchtern, dürfen also 24 Stunden vor der Schlachtung nichts fressen. Am Tag der Schlachtung werden sie morgens im Dunkeln von uns eingefangen (dann lassen sie sich im Stall ruhig von den Sitzstangen nehmen und es gibt kein hektisches, stressiges Geflatter wie am hellen Tag). Wir setzen die Hennen zu etwa 8 Stück in eine Transportbox (je dichter die Tiere sitzen, desto geringer die Gefahr, dass sie sich verletzen, zu dicht ist aber auch nicht gut). Die Transportboxen laden wir in unseren Hänger und liefern die Tiere vor 6.30 Uhr morgens - nach nur 45 Minuten Fahrt - in Klein Süstedt ab. Dort prüft ein Veterinär den Zustand unserer Tiere; das Ergebnis dieser Lebendtierbeschau bekommen wir später per Mail zugeschickt.

Im Wartebereich des Schlachtbetriebs ist es abgedunkelt, es leuchtet nur ein schwaches blaues Licht, so bleiben die Tiere ruhig. Zur Schlachtung werden die Tiere dann kopfüber an ein Laufband gehängt, durch einen Stromschlag betäubt, ein Mitarbeiter prüft die Bewusstlosigkeit, bevor die Tiere dann durch Entbluten getötet werden. Danach werden die Federn, Köpfe und Füße entfernt und die Innereien herausgenommen. Das Huhn muss dann herunterkühlen, bevor es vakuumverpackt werden kann. In dieser Zeit "reift" das Fleisch und wird dadurch noch aromatischer. Zwei Tage nach der Schlachtung können wir die küchenfertig verpackten und etikettierten Suppenhühner wieder aus Klein Süstedt abholen. Und dann können Sie sie bei uns im Hofshop kaufen.

Mit diesem Beitrag wollten wir einmal etwas teilen, was für uns relativ alltäglich ist, während sich viele Menschen vielleicht lieber nicht näher damit befassen möchten. Wir halten - und töten - unsere Tiere, um Ihre Nachfrage nach Eiern und Fleisch zu bedienen. Das tun wir mit größtmöglichem Respekt vor dem Tier, halten unsere Hühner so naturnah wie möglich und achten darauf, dass auch am Ende ihres Lebens sorgsam mit ihnen umgegangen wird. Aus unseren Hennen eine gute Brühe oder ein schönes Frikassee zu kochen, anstatt sie nach Afrika zu exportieren oder einfach zu entsorgen, ist für uns ein Ausdruck von Wertschätzung. Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Wertschätzung teilen. Für jeden von Ihnen, der einmal pro Woche bei uns ein 10er-Paket Eier kauft, legen zwei Hühner ein Jahr lang fleißig Eier. Uns diese Tiere als Suppenhühner abzunehmen sorgt dafür, dass die Nachfrage nach unseren Eiern mit der Zahl der für Sie Eier legenden Hühner zusammenpasst. Vielleicht hilft der heutige Post ja dabei, auch das Lebensende einer Legehenne als Teil der persönlichen Ernährungseinstellung mitzudenken - und dieses Tier trotzdem (oder gerade deshalb) mit Genuss zu essen. Danke fürs Lesen!