Zielorientierte Beregnung - die Lösung für das Wasserproblem?

Bild Beregnung Kartoffelacker
Beregnung: oft geht es nicht ohne

Zielorientierte Beregnung - das Wort geistert gerade durch die Medien und Netzwerke im Landkreis Lüneburg. In einer Allgemeinverfügung hat der Landkreis beschlossen, dass ab sofort nur noch bei Windgeschwindigkeiten unter 8 Metern pro Sekunde beregnet werden darf. Für uns bedeutet das: noch weniger Schlaf (nachts ist es nicht so windig), noch mehr Risiko (es drohen 50.000 Euro Strafe!) und noch mehr Arbeitsaufwand. Zugleich ist damit aber auch die Hoffnung auf besseren Schutz der wertvollen Ressource Wasser verbunden, und dass hier Handlungsbedarf besteht, ist uns nicht erst seit den Dürresommern 2018 und 2019 klar.


Zur Zeit sind die Böden in einer Tiefe von 1,8 m immer noch viel zu trocken (tagesaktuell hier einsehbar: https://www.ufz.de/index.php?de=37937); das verliert man bei den aktuellen Starkregenereignissen in Deutschland und ihren erschütternden Folgen schnell aus den Augen. Zwar ist jetzt ausreichend pflanzenverfügbares Wasser im Oberboden vorhanden. Die Beregnungsfrage stellt sich also im Moment nicht so akut. Aber was der Rest des Sommers bringt und wie sich das Grundwasser entwickelt, kann niemand genau sagen. Eine Spezial-Wetter-App für die Landwirtschaft, die schlauer ist, als eure, gibt es leider nicht. Wie also schützen wir die Ressource Wasser und produzieren trotzdem weiter gute Lebensmittel hier in der Region Lüneburg?

Dafür gibt es verschiedene Wege - und einige davon sind wir bereits gegangen, denn Beregnen kostet sehr viel Geld für Wasser, Strom und Diesel. So haben wir die Bearbeitungsrichtung auf unseren Ackerflächen (Schlägen) gedreht, sodass sie wir nun "längs" statt "quer" beregnen können. Bei einer Schlaglänge von im Schnitt 500 m dauert eine Durchfahrt mit der Trommelberegnung nun 15-18 Stunden, um 20-25 mm "Regen" auf eine 80 m breite Fläche zu bringen; früher hatten wir mit knapp 300 m Schlaglänge deutlich kürzere Durchfahrten. Unsere vier Maschinen mussten darum wesentlich häufiger umgestellt werden - oft auch nachts ("Chefsache", denn um die Zeit ist kein Mitarbeiter hier). Heute fangen wir abends ab etwa 18 Uhr mit dem Beregnen an und sind am Vormittag gegen 11 Uhr mit einem Beregnungsgang durch. Tagsüber ist es oft zu windig oder die Sonne scheint zu stark; nur wenn es gar nicht mehr geht (wie auf dem Bild vom Sommer 2018), müssen wir dann auch tagsüber beregnen, denn gerade bei der Kartoffel hängt die Qualität stark davon ab, ob die Pflanze regelmäßig ausreichend Wasser bekommen hat.

Zusätzlich sollen unsere Agroforst-Streifen helfen, den Wind aus der Fläche zu nehmen. Sind die Bäume erstmal hoch genug gewachsen, spielt der Wind dort keine Rolle mehr. Wegen der Allgemeinverfügung heißt es jetzt aber für uns: frischt morgens der Wind auf, müssen wir die Beregnung stoppen, auch wenn die Maschine schon fast am Ende des Schlages angekommen ist und vielleicht nur noch einzwei Stunden beregnen müsste. Der Wind lässt abends meist nach, dann könnten wir das restliche Stück fertig beregnen. Anschließend wird wieder umgebaut, aber da es 15-18 Stunden braucht, bis das Schlagende erreicht ist, kann auch dieser Schlag bis zum Morgen nicht fertig beregnet werden - und dann kommt wieder der Wind... Ein endloses Spiel und wir sind eigentlich wieder da, wo wir vor dem Drehen unserer Schläge waren, siehe oben.

Andere Lösungsvorschläge gibt es natürlich: Kreisberegnungen zum Beispiel, wie man sie in Nordamerika und im südlichen Afrika oft sieht. Aber dafür braucht es große Flächen und möglichst keine Struktur (die wir ja gerade haben wollen). Tropfschläuche am oder im Boden sind die wohl wassersparendste Lösung, aber zugleich auch die teuerste, die für einen Kartoffel- oder Getreideacker nicht bezahlbar ist (abgesehen davon, dass die Plastikschläuche nicht lange halten und riesige Müllberge verursachen).

Am besten wäre es natürlich, wenn die Wasserhaltekapazität des Bodens so groß wäre, dass eine Beregnung nicht oder nur noch in Ausnahmefällen nötig ist. Daran arbeiten wir, indem wir z. B. mit Mulch oder Untersaat den Humusaufbau fördern. Das ist aber, wie schon unsere Agroforstsysteme, etwas, das Zeit braucht. Bis es soweit ist, werden wir uns mit der Allgemeinverfügung arrangieren müssen, denn ohne Frage ist Wasser ein überaus kostbares Gut. Vielleicht hilft uns ein bisschen Aberglaube: wenn es arg trocken ist und der Wetterbericht sagt Regen an, bauen wir trotzdem die Beregnung auf. Dann regnet es nämlich eigentlich immer - und die Beregnung kann aus bleiben.